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#3Self-Assessment-Tool

Wie nachhaltig ist meine KI?

Magazin #3 | Herbst 2023

Wie nachhaltig ist meine KI?

Im SustAIn-Projekt haben wir Pionierarbeit geleistet und umfassende Indikatoren zusammengestellt, mit denen sich die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit von KI-Systemen bewerten lässt. Mit einem digitalen Self-Assessment-Tool können Organisationen, die selbst KI entwickeln oder sie extern einkaufen, ihre KI-Systeme jetzt auf den Nachhaltigkeitsprüfstand stellen.

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde, nicht nur durch die bevorstehende KI-Verordnung der EU. Dadurch stellt sich aber immer dringlicher die Frage, wie nachhaltig die von Unternehmen und Organisationen eingesetzten KI-Systeme sind. Der Ressourcen- und insbesondere der Energieverbrauch von KI kann daher immens sein. In Zeiten einer Energie- und Klimakrise dürfen wir ihre ökologischen Auswirkungen nicht unter den Teppich kehren. Die Systeme lassen auch in sozialer und ökonomischer Hinsicht in puncto Nachhaltigkeit zu wünschen übrig: In der KI-Industrie konzentriert sich die Marktmacht auf wenige Großunternehmen, was zu Zugangsbarrieren für kleinere Unternehmen führt, entlang der KI-Wertschöpfungskette herrschen ausbeuterische Arbeitsbedingungen, mithilfe von KI automatisierte Entscheidungen können zu Diskriminierung oder zu einer kulturellen Dominanz westlicher Werte führen, die KI-Systeme in der ganzen Welt latent propagieren.

In dem Projekt „SustAIn: Der Nachhaltigkeitsindex für Künstliche Intelligenz“ haben wir erstmalig einen umfassenden Entwurf vorgelegt, mit dem sich die Nachhaltigkeit von KI-Systemen bewerten und verbessern lässt. Damit möchten wir einen Beitrag dazu leisten, dass bei der Entwicklung und beim Einsatz von KI Nachhaltigkeit praktisch umgesetzt wird. Mit unserem Self-Assessment-Tool geben wir Organisationen jetzt einen Fragebogen an die Hand, mit dem sie prüfen können, wie nachhaltig ihre KI-Systeme sind. Unser Ampel-System hilft ihnen dabei, ihre Antworten selbst einzuordnen. Außerdem geben wir Empfehlungen, wie sich die Systeme nachhaltiger gestalten lassen.

Der Kriterienkatalog

Als Grundlage für den Fragebogen des Self-Assessment-Tools dienen die im SustAIn-Projekt entwickelten Kriterien und Indikatoren. Sie spiegeln den aktuellen Diskussionstand zur sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit von KI-Systemen wider. Wir haben 13 übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Nachhaltigkeit von KI-Systemen identifiziert. Diese Kriterien sind in über 40 Indikatoren aufgeschlüsselt und so operationalisiert, dass sie praktisch anwendbar sind.

Ein Beispiel

Das soziale Nachhaltigkeitskriterium „Selbstbestimmung und Datenschutz“ umfasst den Indikator „Sicherstellung der informationellen Selbstbestimmung“. Diese Selbstbestimmung lässt sich dadurch umsetzen, dass die von KI-Systemen Betroffenen erfahren, wie ihre personenbezogenen Daten von den Systemen genutzt werden. Ihnen sollte die Kontrolle über die Verwendung dieser Daten eingeräumt werden – beispielsweise über Opt-in- oder Opt-out-Funktionen. In den aktuellen Diskussionen um große Sprachmodelle und Chatbots wie ChatGPT und die massenhafte Nutzung von geschützten Daten zum Training dieser Systeme ist immer wieder deutlich geworden, wie wichtig solche Ansätze sind, um zu verhindern, dass personenbezogene Daten missbraucht oder Urheberrechte verletzt werden.

Die 13 Nachhaltigkeitskriterien für KI-Systeme

Transparenz und Verantwortungsübernahme
Nicht-Diskriminierung und Fairness
Technische Verlässlichkeit und menschliche Aufsicht
Selbstbestimmung und Datenschutz
Inklusives und partizipatives Design
Kulturelle Sensibilität
Marktvielfalt und Ausschöpfung des Innovationspotenzials
Verteilungswirkung in Zielmärkten
Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätze
Energieverbrauch
CO2– und Treibhausgasemissionen
Nachhaltigkeitspotenziale in der Anwendung
Indirekter Ressourcenverbrauch

In den Organisationen muss vor allem ein Kulturwandel stattfinden, durch den Nachhaltigkeit bei den vielen anfallenden Entscheidungen zur Leitlinie wird. Solch ein Wandel muss geplant, moderiert, evaluiert und auch technisch umgesetzt werden. Unser Tool soll den Weg dazu ebnen.

Die Empfehlungen

Unser Online-Tool zur Selbstbewertung gibt Organisationen konkrete Handlungsempfehlungen. Es gibt kein Patentrezept für die Nachhaltigkeit von KI. Vielmehr muss von Fall zu Fall entschieden werden, wodurch die Systeme nachhaltiger gestaltet werden könnten. Viele Mikroentscheidungen im Planungs- und Entwicklungsprozess sind dazu notwendig – und nicht nur technische Maßnahmen. In den Organisationen muss vor allem ein Kulturwandel stattfinden, durch den Nachhaltigkeit bei den vielen anfallenden Entscheidungen zur Leitlinie wird. Solch ein Wandel muss geplant, moderiert, evaluiert und auch technisch umgesetzt werden. Unser Tool soll den Weg dazu ebnen.

Wie geht es weiter?

Durch die KI-Verordnung drängt die Europäische Union auf nachhaltige KI-Systeme. Auch abseits von solchen regulatorischen Ansätzen sollten alle Organisationen sich mit der Nachhaltigkeit ihrer KI-Systeme auseinandersetzen. Wir müssen nämlich jetzt handeln, bevor wir nicht nachhaltige KI-Ökosysteme etablieren, die sich nicht so einfach wieder modifizieren lassen. In Erwartung weiterer regulatorischer Maßnahmen werden bereits verschiedene Branchenstandards im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsanforderungen an KI-Systeme neu verhandelt. Mit dem im SustAIn-Projekt entwickelten Nachhaltigkeitsansatz wollen wir diese Entwicklung unterstützen.

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