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#3Glossar

Regulierung von Rechenzentren

Magazin #3 | Herbst 2023

Regulierung von Rechenzentren

Im Jahr 2020 haben Rechenzentren in Deutschland insgesamt 16 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht. Das sind rund drei Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland. Die in den Rechenzentren erzeugte Abwärme bleibt bisher zu großen Teilen ungenutzt, obwohl sie sehr dazu beitragen könnte, den CO2-Ausstoß bei der Wärmeversorgung zu reduzieren.

Um etwas an diesem Missstand zu ändern, will die deutsche Bundesregierung ein Gesetz einführen, durch das die Energie in Rechenzentren effizienter genutzt werden soll. Dieses Vorhaben wurde jedoch im Vergleich zu den Versprechen im Koalitionsvertrag stark abgeschwächt. Spätestens ab 2030 darf in Rechenzentren der Stromverbrauch für die Kühlung, Energieverteilung und Energiespeicherung nicht mehr als 30 Prozent des Strombedarfs für die eigentliche Rechenleistung ausmachen. Dieses Ziel wird aber in großen Rechenzentren meist ohnehin erreicht. Zudem sieht der Gesetzentwurf keine Sanktionen vor, wenn die Vorgaben nicht eingehalten werden.

Lediglich die allergrößten Rechenzentren sind durch das Gesetz betroffen (voraussichtlich weniger als ein Prozent aller deutschen Rechenzentren) und die Auflagen zur Abwärmenutzung (etwa eine verpflichtende Einspeisung in Wärmenetze) sind lasch. Das aktuelle Gesetzesvorhaben berücksichtigt die etwa 40.000 kleineren deutschen Rechenzentren nicht. Sie bieten allerdings ebenfalls große Möglichkeiten zur Nutzung von Wärme, die nicht eigens erzeugt werden müsste. Die Bundesregierung versäumt es außerdem, eine notwendige ressourcenschonende Gestaltung von Rechenzentren zu fördern, die über den reinen Energieverbrauch hinausgeht.

Immer wieder ist die Behauptung zu hören, dass zu strenge Effizienzvorgaben ein Wettbewerbsnachteil seien. Das ist aber kaum zu erwarten. Auch andere Länder wie zum Beispiel Frankreich haben eine gesetzliche Verpflichtung zur Veröffentlichung von Umweltauswirkungen von digitalen Diensten und Rechenzentren erlassen. Das französische Gesetz soll das Bewusstsein für die Umweltfolgen von digitalen Technologien stärken, indem über den gesamten Lebenszyklus hinweg regelmäßig zentrale Indikatoren für Umwelteinflüsse offengelegt werden müssen, etwa die CO2-Emissionen oder der Energie- und Wasserverbrauch.

Da die Infrastrukturen von Rechenzentren sich nicht von heute auf morgen ändern lassen, wird unsere Gesellschaft mit nicht nachhaltigen Infrastrukturen in den nächsten Jahrzehnten leben müssen. Wir brauchen also Gesetzesvorstöße, die im Gegensatz zu dem der Bundesregierung die Digitalisierung in Deutschland wirklich auf einen nachhaltigeren Weg bringen.